Europäische Erinnerungen zwischen NS-Zeit und Kolonialismus

Europäische Erinnerungen zwischen NS-Zeit und Kolonialismus

15,50 *

  • kein Nachdruck
  • 64 Seiten,

Dieses mehrere Themen umfassende Heft behandelt einleitend die Essays von Jorge Semprún zum „europäischen Gedächtnis“.

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In diesem mehrere Themen umfassenden Heft werden einleitend anhand einer umfassenden und kritischen Auseinandersetzung mit den Essays von Jorge Semprún zum „europäischen Gedächtnis“ die Theorien und das Vokabular des „Mnemonic turn“ in den historischen Kulturwissenschaften auf ihre politischen und ethnischen Implikationen geprüft. Besonderes Schwergewicht wird auf die Analyse der Konstruktion eines „kollektiven Gedächtnisses“ und den damit verbundenen Konsequenzen für die Metageschichte gelegt.
In einem zweiten Beitrag wird ein konkreter Fall von Erinnerungsformation am Beispiel der Schlacht um Algier (1957) reflektiert. Die französische 10. Fallschirmspringerdivision erhielt zur Bekämpfung der algerischen UnabhängigkeitskämpferInnen alle zivilen und militärischen Vollmachten übertragen. Innerhalb von neun Monaten sollte das für die Anschläge verantwortliche urbane Netzwerk von FLN-AktivistInnen mithilfe von Kontrollmaßnahmen, Massenverhaftungen und Folter zerschlagen werden. Diese Episode gilt – trotz des französischen Scheiterns im Kolonialkrieg – als Musterbeispiel für eine effektive und erfolgreiche Antiterrorstrategie und Aufstandsbekämpfung (Counterinsurgency) und fand in lateinamerikanischen Militärdiktaturen ebenso Nachahmer wie in den 1990er Jahren in Algerien im „schmutzigen Krieg“ gegen einheimische Oppositionelle. Seit dem 11. September 2001 bzw. im Irak-Krieg lässt sich wieder ein erneutes Interesse am Modell „Schlacht um Algier“ feststellen.
Biographische Erinnerungsformationen und Manipulationen der kulturellen Nachkriegserinnerung werden im dritten Artikel am Beispiel der Karriere des Zoologen Eduard Paul Tratz (1888–1977) dokumentiert. Er begründete 1924 das Salzburger Naturkundemuseum „Haus der Natur“, als dessen Leiter er 1924–1945 sowie 1949–1976 wirkte. Nach 1938 begeisterte er den Reichsführer SS Heinrich Himmler und das „Ahnenerbe“ für seine Sammelwut und nahm auch an der Plünderung polnischer Museen teil. Für seine Karriere hatte die enge Kollaboration mit dem NS-Regime jedoch keine negativen Konsequenzen.


 


Europäische Erinnerungen zwischen NS-Zeit und Kolonialismus