Dieser Band zeigt die Möglichkeiten der historischen Semantik anhand von Fallstudien zu den Themen Arbeit und Zwang.
In welchem Verhältnis steht die Sprache zum Sozialen? Wie erfassen Historiker*innen die sozialen Dimensionen hinter den semantischen Ausdrucksweisen historischer Dokumente, und welche Analysesprache finden sie dafür, ohne anderen Gesellschaften die eigene Denkordnung überzustülpen? Während die historische Semantik in den
Sprachwissenschaften und den Area Studies schon lang ein etabliertes Teilfach ist, wird sie in den Geschichtswissenschaften vor allem im Zuge der jüngeren Diskussion um den Nutzen digitaler Analysetools diskutiert. Ein grundsätzliches Verständnis der Spezifika, der Vielfalt und des Potentials historisch-semantischen Arbeitens für die Geschichtswissenschaften fehlt jedoch weitgehend. Der vorliegende Band möchte zu einer Klärung beitragen, indem er ein programmatisches Vademecum mit empirischen Fallstudien zum Thema Arbeit und Zwang und einem die Herangehensweise reflektierenden Interview kombiniert. Das Heft ist Ergebnis von Diskussionen der Arbeitsgruppe „Grammars of Coercion“ der COST Action CA18205 „Worlds of Related Coercions in Work“.