In der europäischen Geschichte stellt Armut seit Jahrhunderten ein strukturelles und permanentes Phänomen dar, von dem Frauen und Männer in unterschiedlichster Weise im Laufe des Lebenszyklus getroffen werden können. Die Ursachen für die Verarmung breiter sozialer Schichten reich(t)en von den Auswirkungen ökonomischer der umweltbedingter Krisen, die zu Arbeitslosigkeit, Krankheit, hoher finanzieller Verschuldung führen konnten bis hin zu einzelnen individuellen Schicksalsschlägen, die vielfach von einem sozialen Abstieg begleitet waren.
Die Versorgung und Unterstützung der Armen wies in Mittel- und Westeuropa ähnliche Züge auf. Das an das mittelalterliche Armenwesen anknüpfende Konzept der individuell karitativen Armenfürsorge wurde im Laufe der Frühen Neuzeit aufgrund der stark wachsenden Anzahl der zu versorgenden Armen von der individuellen und/oder kirchlichen auf die Gemeinde- und später Staatsebene verschoben.
Im Mittelpunkt der Darstellungen geht es um die Nachzeichnung der unterschiedlichen Erscheinungsformen der Armut sowie deren Ursachen und
Ausmaß im Laufe der Jahrhunderte. Auch die konkrete Alltagswelt der Armen selbst, deren je eigene Überlebensstrategien auf den europäischen
Straßen und Plätzen, deren Speisen, Kleidung, individuelle Überlebensstrategien sowie deren Umgang mit bürokratischen Einrichtungen werden für unterschiedliche Regionen untersucht.
Die HerausgeberInnen
Sylvia Hahn, Historikerin, Professorin am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg. Nadja Lobner, Politikwissenschaftlerin und Slawistin, Koordinatorin des Zentrums für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg. Clemens Sedmak, Philosoph und Theologe, F. D. Maurice-Professor für Sozialethik am King’s College in London, Leiter des Zentrums für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg.