Die Verhandlungen zur dritten Erneuerung des wirtschaftlichen Ausgleichs zwischen Cisleithanien und Ungarn 1895 bis 1897 dokumentieren anschaulich die Differenzen beider Teile. Als ein Signal der Einheit und Stärke der Doppelmonarchie gedacht, sollten sie zu einem raschen Abschluss gebracht werden. Allerdings verzögerten sich die Gespräche über das Abkommen immer wieder. Sie scheiterten schließlich einerseits an den unterschiedlichen Interessen Cisleithaniens und Ungarns, zum anderen aber auch daran, dass die deutschen Parteien Cisleithaniens die nationalen Interessen über die wirtschaftlichen stellten und aus Protest gegen die Badenischen Sprachenverordnungen, die das Tschechische in Böhmen und Mähren als gleichberechtigte Verwaltungssprache etablierten, dem Ausgleichsprovisorium ihre Zustimmung verweigerten.
Anatol Schmied-Kowarzik, Dr., geboren in Hüttental-Weidenau in Deutschland, Studium der Geschichte und Philosophie 1989 bis 1992 in Heidelberg und 1992 bis 2001 in Wien. 2000 bis 2007 Mitarbeiter am Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Institut, 2007/08 selbstständiger Historiker, seit 2008 Mitarbeiter an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften