Ist Sprache lebender Organismus oder tote Materie? Läßt sich ihre schriftliche Wiedergabe von Zeit zu Zeit neu verordnen? Präskriptiv und exakt? Indem Entwicklungen nachvollzogen und Optionen akzeptiert werden? Was bleibt vom Disziplinierungsmittel „Rechtschreibfehler“ angesichts der Kraft des faktischen technischen Fortschritts (SMS, E-Mail usw.) und sich ständig ändernder Vorschriften?
Von solchen Fragen führt Ludwig Lahers spannende essayistische Annäherung zu den persönlichen „Hausorthographien“ von Prosaschriftstellern als Teil ihres ästhetischen Programms. Laher befaßt sich etwa mit Elfriede Jelinek, Kathrin Röggla, Raoul Schrott oder Peter Waterhouse und hat sich mit ihnen persönlich dazu ausgetauscht. Aber auch Goethe, Stifter, Kafka oder Uwe Johnson kommen zur Sprache. Und schließlich: Wie steht es um den Respekt vor der Integrität der Textgestalt? Von der Neuschwanstein-Goethe-Ausgabe bis zur Lesebuch-Verwurstung Elfriede Jelineks, der ohne ihr Wissen sogar das menschl. Leben ausgetrieben wird, reicht die bunte Palette von aberwitzigen Eingriffen in Wortkunstwerke.
Dieses kurzweilige und doch exakt recherchierte Buch erlaubt tiefe Einblicke in die ästhetischen wie die literatursoziologischen Implikationen sprachlicher Zeichen.
Der Autor:
Ludwig Laher, geb. 1955 in Linz, gelernter Anglist und Germanist, lebt als freier Schriftsteller in St. Pantaleon. Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung. Zuletzt erschienen im Haymon Verlag die Romane Herzfleischentartung (2001), Aufgeklappt (2003), Folgen (2005), Und nehmen was kommt (2007).