Globalisierung im Mittelalter? Unmöglich. Aber gab es nicht auch damals schon komplexe Finanztransaktionen und Firmennetzwerke? Weit gespannten grenzüberschreitenden Handel? Migration über große Entfernungen? Beschleunigung der Kommunikation? Politische Allianzen und intensiven kulturellen Austausch? Und beeinflussten nicht auch damals schon Ereignisse an weit entfernten Orten das Wohl und Wehe ganzer Gesellschaften?
Das vorliegende Buch hinterfragt nicht nur gängige Vorstellungen über das Mittelalter und allzu einfache Globalisierungskonzepte, sondern es liefert auch detaillierte Einblicke in zwei unterschiedliche und dabei doch ähnliche Welten aus der Vergangenheit Europas. Während sich von Lübeck aus das Handelsnetzwerk der Hanse in die nördlichen Meere erstreckte, schuf Venedig im Süden ein Handelsreich bis in das östliche Mittelmeer. Beide Städte waren dabei auf dem Reichtum von Kaufleuten erbaut. Und sie haben mit ihren intensiven Handelskontakten, die einen weiten Horizont offenbaren, in mehrerlei Hinsicht die Basis für einen Prozess geschaffen, den wir heute Globalisierung nennen. Davon ausgehend werden wir erkennen, dass viel angeblich so Neues eine lange Vergangenheit hat. Dieses Wissen hilft uns zu erkennen, wo die wirklichen Veränderungen stattfinden – nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Zukunft.
Zu den Autor/innen:
Dr. Andreas Exenberger wurde 1972 in Kufstein (Tirol) geboren. Seine Arbeitsschwerpunkte als Wirtschaftshistoriker an der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik der Universität Innsbruck liegen im Feld Globalisierungsgeschichte und in der Gewalt-, Hunger- und Armutsforschung. 2002 publizierte er das Buch „Außenseiter im Weltsystem“.