Die Leistung von Frauen im Wiederaufbau nach 1945 blieb in der Geschichtsschreibung jahrzehntelang unbeachtet: Vor dem Hintergrund zerstörter Infrastruktur und knapper Lebensmittelrationen, die zum Überleben nicht mehr ausreichten, lag die Verantwortung für die Aufrechterhaltung des Lebensalltags großteils in ihren Händen. In den Familien und somit hauptsächlich durch die Arbeit von Frauen sollte die Mangelwirtschaft bis weit in die 1950er Jahre ausgeglichen werden.
Auf der Basis von ausführlichen Gesprächen mit ZeitzeugInnen, die von diesen Jahren des Hungers und des Mangels in Folge des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges erzählen, lässt Ingrid Tschugg das Alltagsleben dieser Zeit präsent werden. Der Vergleich zwischen dem Alltag in St. Johann in Tirol, einer in diesen Jahren noch stark von der Landwirtschaft geprägten Gemeinde, und dem Leben in Innsbruck, der Landeshauptstadt, eröffnet neue Perspektiven auf die Regionalgeschichte dieser ersten Jahrzehnte nach 1945 und schließt eine Lücke in der lokalhistorischen Forschung.
Ingrid Tschugg, geb. 1969, Historikerin und Lehrerin für Mathematik und Geschichte. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Themen der Lokalgeschichte Tirols und zur Frauenforschung.