Maßgebliche Täter des Holocaust – vor allem führendes Personal der Vernichtungslager Belzec, Treblinka und Sobibor – kamen aus dem Apparat und den Tötungsanstalten des NS-Euthanasieprogramms. Dieser Transfer von Personal und Know-how bildete eine wesentliche Grundlage für die Durchführung des Holocaust. Der enge Zusammenhang von NS-Euthanasie und Holocaust wurde lange Zeit weder in der Forschung noch in der medialen Darstellung besonders beachtet. Simon Wiesenthal wies jedoch bereits 1964 in einer Pressekonferenz auf diese Tatsache hin.
Die in diesem Buch versammelten Texte beschäftigen sich mit den Biografien von Personen, die im Rahmen der ‚Aktion T4‘ in Hartheim und/oder der ‚Aktion Reinhard‘ in den Vernichtungslagern – entweder in führenden Positionen oder im Hilfs- und Verwaltungsdienst – an der massenhaften Ermordung beteiligt waren. Sie beschreiben Netzwerke und personelle Kontinuitäten und beleuchten unterschiedliche Aspekte von Täterschaft. Das Buch leistet einen Beitrag zum besseren Verständnis der Genese und des nahezu reibungs-losen Funktionierens sowie der Radikalität des NS-Massenmords.