Erste deutschsprachige Untersuchung des NS-Täters Christian Wirth.
Christian Wirth (1885–1944) gehörte zu den zentralen Figuren der NS-Euthanasie und des Holocaust. Der Polizeibeamte aus Württemberg war bereits Teilnehmer einer „Probetötung“ durch Kohlenmonoxid zu Beginn der „Aktion T4“ Anfang des Jahres 1940. In der Folge leitete er die Büroabteilungen der Tötungsanstalten Brandenburg, Grafeneck und Hartheim. Wirth avancierte aufgrund seiner Durchsetzungsfähigkeit und seines Eifers zum Inspekteur aller T4-Tötungsanstalten, in denen 1940/41 insgesamt rund 70.000 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen durch Kohlenmonoxid ermordet wurden. Nach dem Stopp der „Aktion T4“ wirkte er zusammen mit anderen „Experten der Vernichtung“ (S. Berger) der „T4“ an zentraler Stelle am Aufbau und Betrieb der Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ mit. Wirth war der erste Kommandant von Belzec, Mitte 1942 übernahm er die Funktion des Inspekteurs aller drei Vernichtungslager – Belzec, Sobibor und Treblinka. Über 1,5 Millionen Menschen – vor allem Jüdinnen und Juden – wurden in den Gaskammern ermordet. Im Herbst 1943 wechselten Wirth und seine Mitarbeiter in die Gegend um Triest, wo sie in der Partisanenbekämpfung und der Verfolgung von Jüdinnen und Juden tätig waren. Am 26. Mai 1944 wurde Wirth von Partisanen erschossen.
Anders Otte Stensager veröffentlichte im Jahr 2021 die erste umfassende Biografie von Christian Wirth in einem dänischen Verlag. Der vorliegende Band beinhaltet die deutsche Übersetzung seiner Arbeit in leicht überarbeiteter Fassung.