Die österreichische Beteiligung an den NS-Verbrechen ist heute als Tatsache anerkannt, konkrete Forschungen zur Frage von direkt beteiligten Fachleuten aus Österreich sind aber nach wie vor rar. Die Biographie des Architekten und Bauhaus-Schülers Fritz Ertl, der führend an der Planung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau mitgearbeitet hat, verweist implizit auf Bezüge zwischen einem Bauhaus-Studium und Auschwitz. Die Praktiken nationalsozialistischer Seuchenprävention werden am Fall der Linzer Reinigungsfirma von Anton Slupetzky untersucht, die an Entlausungsprozeduren bei ausländischen ZwangsarbeiterInnen und an der Entwesung von KZ-Baracken beteiligt war. Beide Beiträge widmen sich auch den Nachkriegskarrieren dieser Spezialisten in der Zweiten Republik. Ein dritter Beitrag beschäftigt sich mit der propagandistischen Begleitung des „Anschlusses“ durch sogenannte „Ostmark“-Ausstellungen, die an vorangegangene Inszenierungen österreichischer Tradition und Hochkultur anknüpfte und diese mit rassistischen Ideologemen unterfütterte.
Aus dem Inhalt:
Bertrand Perz
Editorial
Adina Seeger
Architekt von Auschwitz-Birkenau, Angeklagter im Wiener Auschwitz-Prozess: Fritz Ertl – Werdegang eines NS-Täters
Eva Hallama
Praktiken nationalsozialistischer Seuchenprävention und ihre Legitimierung vor Gericht – Die Entlausungsanlage Linz in Gerichtsverfahren gegen Anton Slupetzky
Rosemarie Burgstaller
„Das befreite Land.“ Österreich-Bilder im Nationalsozialismus