In den Jahren 1940 bis 1944 wurden in der NS-Euthanasieanstalt Hartheim rund 30.000 Menschen als „lebensunwertes Leben“ ermordet. Aus dieser Fülle von Einzelschicksalen werden in diesem Band 26 Biografien näher vorgestellt. An ihnen wird die Heterogenität und Individualität der Opfer deutlich: Es handelt sich um Frauen und Männer verschiedenen Alters, mit unterschiedlicher sozialer Herkunft und Nationalität – sie kamen aus verschiedenen Regionen Österreichs, aus Frankreich, Polen, der Sowjetunion, den Niederlanden, Deutschland und Italien. Es waren Menschen mit Behinderungen, psychischen Erkrankungen oder Häftlinge von Konzentrationslagern.
Nicht alle Biografien können vollständig rekonstruiert werden. Jahrzehntelanges Schweigen und Verdrängen in Familie und Gesellschaft sowie fehlende Aufzeichnungen hinterließen Lücken. Umso wichtiger ist es, die erhalten gebliebenen Spuren aufzuzeigen und dazu beizutragen, diese Menschen aus der Anonymität heraus dem vollständigen Vergessen zu entreißen.
Als AutorInnen treten in diesem Band neben HistorikerInnen auch Angehörige der ermordeten Menschen auf. Der wissenschaftlichen Betrachtung wird dadurch ein zusätzlicher Aspekt der persönlichen Erinnerung und Reflexion, nicht zuletzt zum familiären und gesellschaftlichen Umgang mit den ermordeten Menschen nach 1945, hinzugefügt.
Der Sammelband versteht sich als ein biografisches Lesebuch in Erinnerung an die ermordeten Menschen. Er ist ein wichtiger Beitrag zum stetigen Prozess der Erinnerung und des Gedenkens am Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim.