Koloman Wallisch, Arbeitersekretär und Abgeordneter zum Nationalrat im österreichischen Parlament, wurde im Februar 1934 nach den Kämpfen zwischen der Heimwehr und dem Republikanischen Schutzbund von einem Standgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Er wurde daraufhin zu einer Symbolfigur für die Verteidigung der Ersten Republik und für einen kompromisslosen Widerstand gegen den aufkommenden Faschismus in Europa.
Bertolt Brecht setzte sich Mitte der 30er-Jahre intensiv mit dem bewaffneten Widerstand der Arbeiterbewegung in Österreich auseinander, insbesondere mit den Februarkämpfen in der Obersteiermark. Es sollte ein antifaschistischer Gedichtzyklus über den Februar 1934 in Form einer Kantate werden, die der Komponist Hanns Eisler vertonen wollte. Die „Koloman Wallisch Kantate“, geschrieben 1935 im dänischen Exil, blieb jedoch Fragment, obschon um 1937 und um 1948 Uraufführungen in Vorbereitung waren.
Nach neuen Funden von Brecht-Manuskripten in Zürich verfasste der Schweizer Theaterautor und Brecht-Forscher Werner Wüthrich, nach dem Handlungsplan von Bertolt Brecht, das Drama „Koloman Wallisch“; dabei ist es ihm gelungen, die Gedichte aus dem Brecht-Fragment in seinen Theatertext einzubauen.
Das vorliegende Buch beinhaltet neben dem Dramentext einen Essay zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der Kantate sowie historisches Bildmaterial und, als Erstveröffentlichung, Brechts Handlungsplan für die „Koloman Wallisch Kantate“.