Rudolf De Cillia, Ruth Wodak

Gedenken im „Gedankenjahr“

Zur diskursiven Konstruktion österreichischer Identitäten im Jubiläumsjahr 2005

Im so genannten „Gedankenjahr“ 2005 boten 60 Jahre Kriegsende und Befreiung, 60 Jahre Zweite Republik, 50 Jahre Staatsvertrag und Neutralitätsgesetz sowie 10 Jahre EU-Mitgliedschaft den Anlass für eine Vielzahl von Gedenkfeiern in Österreich, die sich im politischen Diskurs in Ausstellungen, Veranstaltungen, Reden, Festakten usw. niederschlugen, aber auch in vielfacher Weise auf Werbung, Kunst und den gesamten öffentlichen Diskurs ausstrahlten.
Welche Konstruktionen von Identität, von gemeinsamer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft diese Diskurse prägten ist ebenso Thema dieses Bandes wie die „Störungen“ der Harmonie des „Gedankenjahres“ durch die „Affären Kampl und Gudenus“.
Besonderes Augenmerk gilt der Erinnerung an den Staatsvertrag und der Rekontextualisierung der berühmten „Balkonszene“ und des Satzes „Österreich ist frei!“ in Medien, Werbung und Kunst sowie in politischen Reden und Statements.
Ein Vergleich mit dem Gedenkjahr 1995 zeigt abschließend die Entwicklungen im politischen Diskurs und der öffentlichen Meinung im Verlauf dieses Jahrzehnts und macht den sowohl kontinuierlichen wie veränderten, insgesamt ambivalenten und spannungsgeladenen Blick auf die Vergangenheit Österreichs deutlich.


Die HerausgeberInnen:


Rudolf de Cillia, Studium der Germanistik, Romanistik und Angewandten Sprachwissenschaft. Derzeit Professor für Angewandte Linguistik und Sprachlehrforschung am Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien. Forschungs- und Publikationstätigkeit zu folgenden Gebieten: Fremdsprachendidaktik und Sprachlehrforschung, Sprachenpolitik und Sprachplanung, Sprache und Politik, sprachliche Minderheiten, Migrationsforschung, kritische Diskursanalyse und linguistische Vorurteilsforschung.


Ruth Wodak, seit 1991 ordentliche Universitätsprofessorin für Angewandte Sprachwissenschaft an der Wiener Universität und seit 2004 Distinguished Professor for Discourse Studies an der Lancaster University. Wittgensteinpreisträgerin 1996. Von Oktober 1999 bis Oktober 2002 hatte sie außerdem eine Forschungsprofessur an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften inne, als Direktorin des Wittgenstein Forschungsschwerpunktes „Diskurs, Politik, Identität“. Mehrere Gastprofessuren, u.a. am Collegium Budapest 2002 als Permanent Fellow und 1999 als Visiting Professor an der Georgetown University (USA). Zahlreiche (Buch-)Publikationen zu Diskursforschung und Identitäts- wie auch Vergangenheitspolitik.

AutorInnen:


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