Wolfgang Hameter, Universität Wien

Freund Hein?

Tod und Ritual in der Geschichte

Der Tod ereilt uns Zeitgenossen heute entweder unvermutet oder in klinischer Atmosphäre. Ein Blick zurück in die Geschichte lehrt, wie fern den Menschen des 21. Jahrhunderts der früher ironisch-familiär als „Freund Hein“ titulierte Tod geworden ist. Durch lange Jahrhunderte war der Tod ständiger und auch geachteter Begleiter des Menschen, der zwar das Ende einer Lebensform bedeutete, aber nicht das Ende des Lebens schlechthin verkörperte. Der Umgang mit dem Tod erzählt uns also viel über die Gegebenheiten, in welchen das Leben stattfindet und stattfand. Heute findet der reale Tod wenig Beachtung, er wird aus dem Leben ausgeklammert und deshalb auch generell tabuisiert. „Die Einsamkeit des Sterbenden“, die Aussonderung der Kranken in Spitäler ist geradezu ein Markenzeichen der Industriegesellschaften geworden. Der verdrängte Tod als der „entsetzliche“ Gegenpol des Lebens macht uns heute sprachlos.
Die Beiträge werfen aus unterschiedlichen Perspektiven Blicke auf die Vorstellung vom Tod, den Tod selbst und das mit dem Tod verbundene Ritual. Sie zeigen, wie präsent der Tod in vielen Bereichen (Musik, Literatur, Bild) war und noch ist; wie sich Rituale um den Tod herausbildeten (etwa Leichenpredigten) und wie sich die Einstellung zum Tod historisch bis zur Gegenwart verändert hat und noch verändert.

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