Eleonore de Felip

Die Zumutung einer Sprache ohne alle Gewähr

Ilse Aichingers Szenen und Dialoge "Zu keiner Stunde"

Angesichts der hoch verschlüsselten Sprache der Szenen und Dialoge wählt diese Arbeit einen komparatistischen Ansatz zur Untersuchung der Texte Ilse Aichingers. Indem die 1957 erschienenen, rätselhaften Kurztexte in einen sehr breit gefassten Rahmen gestellt werden, kann ein Geflecht von intertextuellen Bezügen hergestellt werden (zu poetologischen Aussagen der Autorin, zu Stellungnahmen von DichterkollegInnen, zur offiziellen Literaturkritik in ihrem historisch-politischen Kontext, zu literaturwissenschaftlichen Positionen feministischer Prägung sowie zu „Lesehilfen“ fernöstlicher Provenienz), das die äußerst komplexe Textur der Aichinger’schen Sprache widerspiegelt. Im Lichte fremder Texte sollte das Befremdende des untersuchten Werks „durchsichtiger“ werden.
Besonderes Gewicht wurde dabei einerseits auf die Überlegungen der französischen Philosophin, Linguistin und Psychoanalytikerin Luce Irigaray zur écriture féminine (insbesondere zum „Schweigen der Frau“), andererseits auf die alte Zen-Tradition der Koans gelegt (dass die Autorin Ilse Aichinger letztere kennt, kann angenommen werden, zumal ihr Mann Günter Eich nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Sinologe bekannt wurde). Beide Sichtweisen machen die abgründige Subversivität der Aichinger’schen Sprache, die sich konsequent jeder rationalen Erklärung und damit Vereinnahmung verweigert, ihre Radikalität und ihren Verzicht auf alle normierende Gewähr deutlich.

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