Matthias Bernhard Braun

Matthias Bernhard Braun (1684, Sautens/Tirol – 1738, Prag) wanderte als junger Bildhauer im Alter von 24 Jahren nach Böhmen aus, um dort binnen kurzer Zeit zu einem der gefragtesten Künstler seiner Zeit zu werden.
Sein Einstandswerk in Prag, die Statuengruppe der heiligen Luitgard auf der Karlsbrücke, gilt als exemplarisches Meisterwerk barocker Plastik. Es machte den Ankömmling mit einem Schlag bekannt, eröffnete ihm den Zugang zu aristokratischen Kreisen, bescherte ihm zahlreiche Aufträge und das Bürgerrecht der Stadt Prag.
Die Bekanntschaft Brauns mit Graf Franz Anton Sporck, einem reichen gegenreformatorischen Aristokraten und Exzentriker, war der Beginn einer Freundschaft, die bis zum Tod andauern sollte. Sporck berief den Künstler auf seine Landsitze in Nordböhmen, um dessen Genialität für die bildhafte Umsetzung seiner ethisch-idealistischen Wertvorstellungen zu nutzen. Der Feudalsitz Kukus, nördlich von Koniggrätz an der Elbe gelegen, wurde durch Brauns Allegoriedarstellungen der heroischen und verwerflichen Leidenschaften, eines der Zentren barocker Kunst nördlich der Alpen. Im Wald von Schurz nahe Kukus liegen die vom Künstler aus riesigen Sandsteinblöcken gehauenen Gestalten der Anachoreten, deren verwitterte, ausgemergelte und in phantastischen Formen verschlungene Körper Auguste Rodin und die Surrealisten begeisterten.
Der vorliegende Band ist die erste deutschsprachige Monographie des Künstlers und will dazu beitragen, eine Lücke in der Wissensvermittlung barocker Kunst und Lebensform im Böhmen des 18. Jh. zu schließen. Für den sorgfältig gestalteten Bildteil wurden ausschließlich Schwarz-Weiß-Abzüge tschechischer und österreichischer Fotografen der Jahrhundertwende bis in die Gegenwart verwendet.


Der Autor:
Emanuel Poche (1903-1987) gilt als führender tschechischer Kunstwissenschaftler der Nachkriegszeit. Seine Forschungsarbeiten zur systematischen Erfassung tschechischer Kunstdenkmäler gelten wegen der Präzision ihrer Arbeitsweise und ihrem literarischen Stil als kunsthistorische Standardwerke. Die Faszination an Matthias Braun zieht sich wie ein roter Faden durch Emanuel Poches Lebenswerk und verstärkte sich in den späten Jahren. Konsequent verdichtete er das in Jahrzehnten Erarbeitete zur Monographie, die nun vom Tiroler Galeristen und Kunsthistoriker Hans Jäger neu herausgegeben wird.

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