Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 1/2013

Die Erzeugung des Berufs/Production of ‚Beruf‘

Den Begriff „Beruf“ hat es im deutschsprachigen Raum zwar für bestimmte Techniken und gewerbliche Tätigkeiten schon vor dem 20. Jahrhundert gegeben. Doch erst ab ungefähr 1900, im Zuge der Etablierung nationaler Arbeitsmärkte, Arbeitsmarktverwaltungen und Sozialstaaten, wurde nach und nach die Institution des Berufs durchgesetzt. Der Beruf bestimmte sich weniger über konkrete Fertigkeiten und Tätigkeiten, vielmehr bezeichnete er das eher inhaltsleere Gemeinsame unterschiedlicher legitimer Arten, erwerbstätig zu sein. Nach einer eigenen Ausbildung wurde der Beruf ein Berufsleben lang ausgeübt. Er sollte nicht nur ein regelmäßiges Einkommen, sondern auch gesellschaftliches Ansehen und oft sogar eine mehr oder minder regulierte Berufslaufbahn bieten, in deren Verlauf sich Prestige, Erfahrung und Kompetenz sowie die Stellung der Berufstätigen im Unternehmen, im Betrieb, im Geschäft, im Amt etc. verbessern konnten. Die Volkswirtschaft sollte davon profitieren, dass der/die Einzelne genau das leistete, wozu er/sie am besten geeignet und ausgebildet und durch die akkumulierte Berufserfahrung befähigt war. Allerdings konnten nicht alle Arten von Tätigkeiten, die den Lebensunterhalt sicherten und sichern, zu einem offiziell richtigen Beruf aufgewertet werden. Die häuslichen Dienste etwa entzogen sich trotz einiger Versuche, sie zu einem Lehrberuf zu machen, der „Verberuflichung“. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes diskutieren die Auseinandersetzungen um die Erzeugung des Berufs an Beispielen des deutschsprachigen Raums und im internationalen Vergleich.

Aus dem Inhalt:
David Meskill: Punctuated Equilibria: Three ‘Leaps’ in the Evolution of the German Vocational Training System
Irina Vana: Zur Durchsetzung von Berufskonzepten durch die öffentliche Arbeitsmarktverwaltung (Österreich 1918–1938)
Mareike Witkowski: Arbeit ohne Ansehen oder idealer Frauenberuf? Hausgehilfinnen in Deutschland 1918–1960er Jahre
Sarah Speck: „Der anstrengendste Job der Welt“. Sorge- und Liebesarbeit im SOS-Kinderdorf
Wiebke Wiede: Prekäre Beruflichkeiten. Die Subjektivierung von Arbeitslosen in Berufsbildung und -beratung in Deutschland und Großbritannien (1964–1990)
Anna G. Piotrowska: New and Old Tendencies in Labour Mediation among Early Twentieth-Century U.S. and European Composers: An Outline of Applied Attitudes
Georg Schinko: Annäherungen an den Musikerberuf in Österreich (ca. 1900–1938)
Tuhina Ganguly: Conceptualizing Work/Employment in India: A Study of Chakri in Colonial Bengal (19th–20th centuries)
Thomas Sokoll: Vom äußeren Zwang zur inneren Verpflichtung. Überlegungen zur historischen Semantik von „Arbeit“ und „Beruf “ in Max Webers ‚Protestantischer Ethik‘

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